Jahresbericht 2023

«Ich wünsche mir, dass Baugenossen-schaften eine stärkere Rolle einnehmen»

Alain Benz, ABZ-Geschäftsführer, über Herausforderungen und Highlights des vergangenen Jahres.

Vor einem Jahr sprachen wir an dieser Stelle davon, wie turbulent 2022 gewesen ist. 2023 war nicht weniger intensiv, und 2024 wird es bewegt weitergehen. Ihre Gedanken dazu?

Während 2022 der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Unsicherheiten Auslöser für steigende Zinsen und Teuerung waren, hielt diese Entwicklung 2023 an. Für uns als Baugenossenschaft haben sich viele Ausgaben erhöht. Mit den veränderten Faktoren der Kostenmietformel (Gebäudeversicherungsindex und Referenzzinssatz) können wir darauf reagieren. Für uns alle werden im kommenden Jahr viele Auswirkungen der veränderten wirtschaftlichen Ausgangslage erst richtig spürbar. Ich denke dabei an steigende Krankenkassenprämien und Energiepreise sowie an höhere Mieten.

Auch die ABZ muss nach vielen Jahren erstmals ihre Mietzinse erhöhen. Was bedeutet das für Sie als Geschäftsführer?

Ich muss unterschiedliche Interessen abwägen: Einerseits definiert unsere Strategie, dass wir günstigen Wohnraum anbieten. Andererseits liegt mir als Geschäftsführer besonders die langfristige finanzielle Stabilität der ABZ am Herzen. Und letztlich müssen wir die Kostenmiete der Stadt Zürich umsetzen.

Die Geschäftsleitung hat die notwendigen Daten erarbeitet, damit der Vorstand entscheiden konnte: Es galt zu klären, wann und in welchem Ausmass die Mietzinse angepasst werden. Wichtig dabei: Die ABZ gibt nicht die gesamte Mietzinserhöhung weiter, die gemäss der Formel der Kostenmiete möglich gewesen wäre; dies zum Vorteil unserer Mieter:innen. Die Umsetzung der Mietzinserhöhungen hat uns im dritten Quartal 2023 gefordert: Wir haben jede unserer über 5000 Wohnungen neu berechnet, von der Fachstelle prüfen lassen, über 8000 Briefe verschickt und unsere Mieter:innen umfassend informiert. Dabei sind wir auf ihre Fragen und Anliegen eingegangen, das war mir persönlich wichtig.

«Baugenossen­schaften schaffen sozialverträg­lichen, ökonomischen und ökologischen Wohnraum.»

Alain Benz, ABZ-Geschäftsführer

Die Schweiz steuert auf zehn Millionen Einwohner:innen zu. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?

1955 lebten in der Schweiz etwa fünf Millionen Menschen. Nun erwarten wir bis Ende der 2030er-Jahre fast doppelt so viele Einwohner:innen. Die Infrastruktur, besonders auch die Verkehrsinfrastruktur, kommt an ihre Grenzen. Politik und Wirtschaft sind gefordert, wie auch wir als Gesellschaft. Laut Prognosen werden in den kommenden Jahren mindestens 150’000 Wohnungen fehlen, besonders in Städten. Um dieses Problem anzugehen, wünsche ich mir, dass Baugenossenschaften eine stärkere Rolle einnehmen. Denn sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders sozialverträglichen, ökonomischen und ökologischen Wohnraum schaffen.

Herausfordernd bleiben werden die Verfügbarkeit und der Preis von Boden sowie langwierige Planungs- und Entwicklungsprozesse.

Was war Ihr persönliches Highlight 2023?

Wir konnten unsere Genossenschaft weiterentwickeln. So haben wir die Statuten angepasst, die Geschäftsstelle erneuert und viele Mitwirkungsveranstaltungen wie etwa den zweiten ABZ-Dialog durchgeführt. Positiv ist sicher, dass die ABZ sich trotz Fachkräftemangel auf ein Team von kompetenten und engagierten Mitarbeiter:innen verlassen kann.

Besonders gefreut hat mich, dass die ABZ wieder baut. In Leimbach und im künftigen Koch-Quartier werden zahlreiche neue Wohnungen entstehen. Als besonderes Highlight möchte ich hervorheben, dass die ABZ im letzten Jahr ein weiteres Projekt gewonnen hat: Zusammen mit anderen Genossenschaften werden wir das Projekt Thuricum an der Thurgauerstrasse entwickeln. Hier werden über 100 ABZ-Wohnungen entstehen und eines der ersten Kreislaufquartiere Zürichs – ich bin sehr gespannt und freue mich auf die Umsetzung dieses Projekts.

Das sagen
ABZ-Mitarbeitende zur
Wohnungsknappheit

Schweizweit ist die Wohnungsknappheit spürbar. ABZ-Geschäftsführer Alain Benz erklärt im Interview, dass laut Prognosen in den kommenden Jahren mindestens 150’000 Wohnungen fehlen werden. Drei ABZ-Mitarbeitende erzählen, wie sie die Wohnungsknappheit erleben.

Alain Benz ist Geschäftsführer der ABZ. Er setzt sich für eine starke und stabile ABZ ein.